Door to Door. Break on Through to the Other Side, 1997
5.40 Minutes, Edition of 3

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Auszüge aus Stefan Banz' video "Door to Door", 1997,
in dem der Künstler von seinem Nachbarn zusammengeschlagen wurde.
Lesen Sie für weitere Informationen das folgende Gespräch
oder schreiben Sie dem Künstler.




Door to Door. Break on through to the other Side

Stefan Banz filmt in seinem Garten mit Videokamera und Stativ ein Stilleben.
Er geht kurz ins Haus.

Der Nachbar (vis-à-vis) betritt den Garten seiner Tochter (Nachbarin Tür an
Tür), steigt auf einen Gartenstuhl und starrt über die Trennwand in den
Garten von Sabine & Stefan Banz.

Der Nachbar spricht mit seiner Tochter, während er nach wie vor in Sabine &
Stefan Banz' Garten starrt.

Nachbar: (Zu seiner Tochter) Lass dich doch von diesen primitiven Leuten
nicht aufregen ... Das ist ja primitiv sondergleichen!

Kurze Pause: Laute eines Kleinkindes aus einem benachbarten Garten

Nachbar: Ich gehe hoch zu Dreschel (Besitzer des Hauses in dem Sabine &
Stefan Banz wohnen).
Nachbarin: Ja, jaa ...
Nachbar: Das geht doch nicht, wir können doch keine Querschläger im Quartier
dulden!

Stefan Banz kommt vom Innern des Hauses in den Garten zurück

Nachbar: (Forsch) So, was haben sie da ...
Stefan Banz: ... halten sie ihren Mund. Was tun sie da?
Nachbar: (Aufgebracht) Hören sie, wegen ihnen halte ich doch meinen Mund
nicht, sie Grünschnabel. Sie zerstören das ganze Quartier. Verschwinden sie
dorthin, woher sie gekommen sind, verstehen sie ...
Stefan Banz : (Holt sich die Kamera im Garten) Sagen sie das noch einmal.
Nachbar: Abhauen. Hauen sie ab!
Stefan Banz: Sagen sie das ...
Nachbar: Abhauen! Das wäre das Klügste für sie ...
Stefan Banz: Sagen sie das noch einmal.
Nachbar: Hauen sie ab, merken sie sich das! Da unten hatten sie Streit und
jetzt müssen sie auch noch hier heraufkommen und Streit machen, sie
Arschloch! Merken sie sich das!
Nachbarin: (Im Hintergrund) Er filmt ...
Nachbar: Merken sie sich das gefälligst, sie Kunst ... Kunsthistoriker,
merken sie sich das!
Stefan Banz: Vielen Dank.
Nachbar: Ja, merken sie sich das!
Nachbars Enkel: (Aus dem Fenster schauend) Oh, die sehen cool aus!
Stefan Banz: Vielen Dank, super.
Nachbar: Hauen sie ab! Sie hatten da unten Streit und jetzt machen sie hier
oben Streit ... überall ... sie sind bekannt ...
Stefan Banz: Aha ...
Nachbar: Da unten sind sie mit niemandem ausgekommen ... sie sind mit
niemandem ausgekommen ...
Stefan Banz: Von ihnen sagt man ...
Nachbar: ... und jetzt haben sie hier oben Streit.
Stefan Banz: Ich habe Vieles über sie gehört.
Nachbar: (Mit erhobenem Finger) Und wenn sie nicht aufhören, gehe ich hinauf
zu Dreschel und dann fliegen sie aus diesem Haus heraus!
Stefan Banz: Ich habe viel von ihnen gehört.
Sabine Banz: (Undeutlich im Hintergrund) Sag nichts!
Stefan Banz: Nein.
Nachbar: (Sich zu Sabine Banz hinwendend) Und sie sind genau dieselbe!
Stefan Banz: (Zu Sabine Banz) Das ist altbekannt, wie er reagiert. Viele
Leute haben schon davon erzählt.
Nachbar: Das ganze Quartier machen sie verrückt!
Stefan Banz: Ist nicht wahr.
Nachbar: Und sie haben ganz freche Kinder!
Stefan Banz: Ist das wahr, das tut mir leid.
Nachbar: Wissen sie, was ihr Bub zu mir gesagt hat. Er hat gesagt, ich solle
mein Auto in die Garage stellen.
Stefan Banz: Das tut mir leid.
Nachbar: Ja, das hat er gesagt. Das Auto ist nicht hier ...
Stefan Banz: Das tut mir sehr leid.
Nachbar: Sie sind ein ganz Frecher ... sie sind ein ganz frecher Mann! Das
ganze Quartier zerstören sie.
Stefan Banz: Ist nicht wahr ... das tut mir leid.
Nachbar: Merken sie sich das ? sie Arschloch ? Ja! ... Und wenn sie nicht
aufhören, dann komme ich zu ihnen herüber ? sie ...
Sabine Banz: (Im Hintergrund) Das wäre aber Hausfriedensbruch!
Nachbar: (Zu Stefan Banz) Vor ihnen habe ich gar keine Angst!
Stefan Banz: Nein, was sagen sie da?
Nachbar: Gar keine Angst habe ich vor ihnen.


Der Nachbar versucht nun Stefan Banz durchs Gebüsch hindurch die Kamera zu
entreissen. Als ihm das nicht gelingt, verlässt er mit heftigen Schritten
den Garten seiner Tochter und öffnet erregt das hohe, hölzerne Tor zum
Garten von Sabine & Stefan Banz, stürzt sich furios auf Stefan Banz und
schlägt ihn mit Fäusten.

Stefan Banz: Passen sie auf! Passen sie auf!
Die Kamera schwenkt aufgrund von Nachbars Faustschlägen unkontrolliert hin
und her. Sabine Banz kommt ihrem Mann zu Hilfe und übernimmt die Kamera.

Man hört Scherben klirren

Sabine Banz: (Ruft mehrmals ins Handgemenge) Das ist Hausfriedensbruch -
Gehen sie aus unserem Garten - Verlassen sie unseren Garten!

Sabine Banz filmt weiter: Der Nachbar greift unaufhörlich an. Man sieht u.a.
wie er Stefan Banz eine Faust ans Kinn schlägt. Schliesslich wehrt sich der
Angegriffene und versetzt dem Angreifer mit dem Schuh einen Kick zwischen
die Beine.

Stefan Banz: Verlassen sie unseren Garten.
Nachbar: (Zu Stefan Banz) Meinen sie ich hätte Angst vor ihnen.
Stefan Banz: Wo ist meine Brille?
Sabine Banz: Verschwinden sie bitte aus unserem Garten!
Nachbar: Das ist nicht ihr Garten. Sie haben hier nichts zu sagen!
Sabine Banz: Verlassen sie unseren Garten! Wir zeigen sie an.
Nachbar: (Beim Verlassen des Gartens) So eine freche Saubande!

Der Nachbar wird von einer Nachbarin, die draussen vor dem Garten gewartet
hatte, «hinausgeführt» und zu seinem Haus begleitet. Er dreht sich noch
einmal um, zeigt mit dem Finger auf Sabine & Stefan Banz und schimpft (im
Video nicht hörbare) Worte.

Stefan Banz: (Ziemlich aufgeregt) Ich suche meine Brille, ich sehe sie
nicht.
Sabine Banz: Weisst du, ich finde sie auch nicht, ich will ihn
fotografieren, filmen ... Wir informieren jetzt die Polizei.
Stefan Banz: Meine Brille ...
Sabine Banz: Ist gut, Stefan, wir informieren die Polizei -
Hausfriedensbruch.
Stefan Banz: Wo ist meine Brille, es ist wichtig, ich sehe nichts ...

Stefan Banz sucht seine Brille

Stefan Banz: Hier ist sie. (Ausser Atem zeigt er «der Kamera» seine Brille)
Sie ist auch beschädigt ... okay ...

Nachbars Enkel: (Höhnisch im Hintergrund) Ich gehe und gratuliere meinem
Grossvater.

Sabine Banz: Das Gartentor, das beschädigte, lass es bitte ...

Die Kamera bleibt auf das offene Tor gerichtet. Kinder und Erwachsene gehen
vorbei und werfen einen Blick in den Garten. Man sieht auch, wie Stefan Banz
aufgewühlt und durcheinander ist - er räumt, nervös und ausser Atem, alles
in Unordnung Gebrachte wieder auf ...
1. Mai 1997