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Selbstredend haben fast alle Kunstzeitschriften auch eine eigene Homepage. In aller Regel jedoch gibt es da nicht allzuviel zu holen. So traumhaft praktisch es wäre, hätte man über diese oft sehr schön gestalteten Seiten zum Beispiel Zugriff auf Texte und Bilder aus alten Ausgaben des jeweiligen Magazins, die Realität sieht meist anders aus: Die Seite des deutschen Kunstmagazins «Art» (http://www.art-magazin.de) zum Beispiel, die erst vor Jahresfrist aufgeschaltet wurde, bietet lediglich Auszüge aus der aktuellen Nummer und scheint so hauptsächlich dafür da, zum Kauf der Zeitschrift zu verlocken. Allerdings bietet die Seite dieser nach Angabe des Verlags grössten Kunstzeitschrift Europas mit ihrer «WebGallery» immerhin einen kleinen Mehrwert gegenüber der gedruckten Ausgabe: In dieser virtuellen Galerie finden sich in der aktuellen Nummer saubere Links zu Netzprojekten von Victoria Vesna, Mongrel, Vuk Cosic oder Mark Napier sowie das Computerspiel «The Intruder» der Amerikanerin Natalie Bookchin.
Oft weniger noch – vor allem was den Zugriff auf aktuelle oder ältere Texte angeht – bieten im Datennetz Zeitschriften wie das französische Magazin «artpress» (http://www.artpress.com), das österreichische Fotoheft «Eikon» (http://www.eikon.or.at), die amerikanische Crossoverpublikation «zingmagazine» (http://www.zingma-ga-zine.com) oder das helvetisch-amerikanische «Parkett» (http://www.parkettart.com).Eine wirklich löbliche Ausnahme stellt das schweizerische «Kunst-Bulletin» (http://www.kunstbulletin.ch) dar, das über eine einfache gehaltene Suchmaschine immerhin den Zugriff auf sämtliche seit 1998 erschienen Artikel und Besprechungen erlaubt und auch die Texte der aktuellen Ausgabe im Netz integral zur Verfügung stellt.
Interessanter als viele Netzauftritte von gedruckten Magazinen sind dagegen jene Zeitschriften, die überhaupt nur oder nur noch im Netz zu lesen sind. Zwei Beispiele werden hier vorgestellt.

Mediamatic
«Mediamatic» wurde 1985 als Zeitschrift für «video artists and TV dissidents» gegründet. Als Holland in den frühen 90er Jahren mit international diskutierten Webprojekten (de digitale Stad), Symposien (Next 5 minutes) und der Ausbildung einer originellen Theorie zur digitalen Kultur (Agentur Bilwet) eine europäische Pionierrolle in der kritischen Medienreflexion übernahm, war «Mediamatic» mit dieser Entwicklung eng verknüpft. Die vierteljährlichen Ausgaben sind aktuellen Themen gewidmet und besprechen ausführlich Künstler-CD-Roms (in der neusten Ausgabe «Immemory One» von Chris Marker). Mit jeder Ausgabe wird seit 1993 eine eigene CD produziert. Nun hat «Mediamatic» angekündigt, dass es nach der Ausgabe 9#4 keine gedruckten Hefte mehr geben wird, sondern nur noch Editionen auf dem Web und auf CD-Rom. In seinem lesenswerten Editorial legt Willem Velthoven unter dem Titel «This book will disappear» die These vor, dass schon in wenigen Jahren nur noch zehn Prozent aller Textpublikationen als Druckausgabe verfügbar sein werden. rest
Site: http://www.mediamatic.net
Vgl. auch die längere Besprechung von Barbara Basting

Blitz-Review
Ein interessantes Forum für die Auseinandersetzung mit aktuellen Kunstereignissen ist die «Blitz Review», die von dem deutschen Kunstkritiker Christoph Blase entwickelt wurde und seit 1995 auf dem Netz ist. Steuert man diese Seite an, so findet man zunächst in chronologischer Reihenfolge und mit Nummern versehen die neuesten Texte über Ausstellungen und andere Aktualitäten aus dem Bereich der Bildenden Kunst. Eine Suchmaschine gestattet den schnellen Zugriff auf sämtliche bisher erschienen Texte. Das besondere an «Blitz Review» aber ist, dass die Leser zu jedem Artikel einen oder auch mehrere Kommentare verfassen können, die sofort im Anhang des Artikels erscheinen. Das führt immer wieder zu spannenden elektronischen Wortgefechten. she
Site: http://www. blitzreview.thing.at