Natürlich erstaunt es nicht, dass an den Körpern der klassischen Antike kleine - wenn auch sehr einförmige - Phallen zu entdecken sind, während anstelle des weiblichen Geschlechtsteils nur eine blanke Fläche zu sehen ist. "Der neurotische Exhibitionismus beschränkt sich fast ausschliess- lich auf Männer, wenn er auch nicht überall auf der Welt mit gleicher Häufigkeit vorkommt. Der rituelle Exhibitionismus dagegen - entweder des Penis oder des künstlichen Phallus - war und ist noch heute recht weit verbreitet. In Griechenland spielte der Phallus in zahlreichen Riten sowie in der "antiken" Komödie eine wichtige Rolle. Der neurotische Exhibitionismus der Frau - und besonders derjenige, der die Zurschaustellung der Vulva beinhaltet - vor Männern kommt dagegen äusserst selten vor. Bei der Frau hat sich der Exhibitionismus nämlich von der Vulva auf andere Körperteile verschoben - aus Gründen, welche die Psychoanalyse leicht erklären kann. Im allgemeinen wird die Vulva nur zu beleidigenden Zwecken zur Schau gestellt, und zwar vor anderen Frauen wie vor Männern. Die Zurschaustellung der Vulva vor einem Mann kann aber nicht nur beleidigende Konnotationen haben, sondern auch einer Art Verhexung gleichkommen." (aus Georges Devereux, Baubo. Die mythische Vulva)






Bild: Elisabeth Ritschard Text: Silvia Henke