BLUT

Don Pablo, il parroco, soffia via la polvere da un libro. Dice: "Io non so se stiamo vivendo un miracolo, so pero che gli effetti della lacrimazione sul carattere dei fedeli sono miracolosi".
(l`Unita 12.4.1995)

BIER

14.Nov.95, Bangalore: Fünf betrunkene Studenten der Ambedkar-Universität überschütten die Statue Dr. Ambedkars mit Bier. Dabei ist angeblich der Sohn der Kulturministerin Karnatakas.

Zwanzig Tage später tritt die Ministerin zurück.

In der Zwischenzeit werden siebzehn Busse des öffentlichen Verkehrs durch Steinwürfe demoliert oder angezündet. Die Porträts der Ministerin und später des Ministerpräsidenten werden demonstrativ verbrannt. An die tausend Menschen werden vorübergehend verhaftet. Die Polizei schiesst in die Luft und versprüht Tränengas.

Die Zeitungen melden nur den Rücktritt auf der ersten Seite.

Dr. Ambedkar, der Erfinder der Indischen Verfassung, war ein Kastenloser. Im Unterschied zu Mahatma Gandhi bezweifelte er die Reformationsfähigkeit des hinduistischen Systems. Heute ist Ambedkar das Integrationssymbol der Kastenlosen, die unter dem Namen "Dalits" zur politischen Kraft in Indien und womöglich zum Gegengewicht zu den fundamentalistischen Hinduparteien werden.

Die Ministerin war gewählt worden als Vertreterin der Kastenlosen. Sie sagt: "Für mich und meine Familie ist Dr. Ambedkar Gott" und sie sagt: "Mein Sohn ist ein teetotaller". Der Sohn schweigt.

Lord Ganesh dürstet nach Milch

Die ganze indische Nation im Banne eines "Wunders"

von unserem Korrespondenten Bernhard Imhasly

MILCH

Dehli, 22. September
Es war keine wunderbare Brotvermehrung, aber eine ebenso wundersame Milchverminderung: Der 21. September 1995 wird in Indiens religiöse Folklore eingehen als der Tag, an dem Lord Ganesh, der freundliche elefantenköpfige Gott, überall im Land Milch trank, In unzähligen Tempeln sollen Ganesh-Statuen, wie bereits gemeldet, vom Morgengrauen an rohe Milch, dargeboten von Millionen von Löffeln, eingesogen haben. Gegen Ende des Tages sollen offenbar auch andere Gottheiten auf den Geschmack gekommen sein und das weisse Getränk geschlürft haben.
Bereits frühmorgens berichteten die Milch- und Zeitungsverträger von einem Wunder im nahen Ganesh-Tempel. Gegen Mittag begannen die Telefonlinien heisszulaufen. Überall, so erzählten sich Bekannte, spiele sich dasselbe seltsame Ereignis ab. Wenn man der Ganesh-Statue einen Löffel voll Milch unter die Nase halte, löse sich diese innert Sekunden auf. Vor den Tempeln bildeten sich allmählich Schlangen von Menschen, mit Milchbehältern und Löffeln ausgerüstet. Bereits am frühen Nachmittag leerten sich Ämter und Geschäftshäuser in der Hauptstadt, und Schulkinder strebten zum nächsten Quartiertempel statt nach Hause. Die Milchpreise stiegen rasch. Statt 10 kostete ein Liter bald 25, dann 100 Rupien, und bald waren die Vorräte ganz weg.

Text/Bild: Christoph Storz